Salamander in Gefahr
Die kleinen Waldbewohner sind massiv vom Aussterben bedroht
Rettet Lurchi!
Nein, das soll keine Werbung für eine Schuhmarke sein, sondern auf ein sehr ernstes Problem für einen kleinen schwarz-gelben Schwanzlurch aufmerksam machen. Die Feuersalamander und wahrscheinlich auch alle anderen Schwanzlurche sind in ganz Westeuropa und darüber hinaus nämlich durch einen Hautpilz bedroht, der sie in kürzester Zeit das Leben kostet, wenn er sie befällt. Ursprünglich kommt der Pilz aus Ostasien, wo die einheimischen Schwanzlurche größtenteils resistent gegen ihn sind. Hier aber sterben Salamander und einige Molcharten innerhalb weniger Tage, sobald sie mit ihm in Kontakt geraten sind. Nicht nur die Molch- und Salamanderpopulationen in den Waldgebieten, auch die Schwanzlurche anderer Herkünfte, die in Terrarien leben, sind gefährdet.
Der eingeschleppte Chytridpilz „Batrachochytrium salamandrivorans“ (übersetzt: Salamanderfresser), kurz als „Bsal“ bezeichnet, frisst Löcher in die empfindliche Haut der Tiere und verursacht offene Geschwüre, die nach kurzer Zeit zum Tod führen. Die Tiere können über die Haut nicht mehr atmen und ersticken qualvoll. Das Salamandersterben begann bereits 2008 in den Niederlanden und griff dann auch auf Belgien über. In den Niederlanden, wo ohnehin nicht viele Tiere lebten, ist der Feuersalamander praktisch ausgestorben. Ausgelöst wurde die Verbreitung wahrscheinlich durch das Aussetzen von importierten ostasiatischen Molchen, die mit Bsal infiziert waren.
Der "Salamanderfresser" breitet sich aus
Das Salamandersterben begann bereits 2008 in den Niederlanden und griff dann auch auf Belgien über. Ausgelöst wurde die Verbreitung wahrscheinlich durch das Aussetzen von importierten ostasiatischen Molchen, die mit Bsal infiziert waren.
Erst 2013 wurde der bis dahin unbekannte Pilz identifiziert und wissenschaftlich beschrieben. Das liegt daran, dass es vorher bereits einen ähnlichen Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis) gab, der eine Amphibienepidemie auslöste, die Salamander aber verschonte. Diese Pilzart stammte aus Südafrika und wurde vom afrikanischen Krallenfrosch eingeschleppt, der seit den vierziger Jahren als lebendiger Schwangerschaftstest in alle Welt exportiert wurde (bei der DW hier nachzulesen). Injiziert man den Fröschen den Urin schwangerer Frauen, dann reagieren sie auf das Schwangerschaftshormon und laichen.
Wie kommt der ostasiatische Pilz in unsere Fauna?
Ausgerechnet Amphibienliebhaber könnten für die Verbreitung gesorgt haben, indem sie zum Beispiel japanische Feuerbauchmolche in Feuchtgebieten ausgesetzt haben. Eventuell mussten sie nach dem Import feststellen, dass ein Neuzugang alle anderen Molche mit Bsal infiziert hat, sodass diese qualvoll verendeten, und haben den Überlebenden in die Freiheit entlassen, wo er den Pilz dann weiterverbreitet hat.
Der Feuersalamander und auch der Kammmolch sind in der Eifel stark gefährdet. Dort gab es 2015 bereits einen teilweise besorgniserregenden Bestandsrückgang in bestimmten Bachregionen der Nordeifel. Mittlerweile ist schon die gesamte Eifel, das Ruhrgebiet und auch Bayern betroffen. Außer den Feuersalamandern und Kammmolchen sind möglicherweise auch andere Amphibienarten betroffen. Es wird befürchtet, dass sich der „Salamanderfresser“ bald in ganz Europa ausbreitet und zum Aussterben vieler Molcharten beiträgt.
Was kann man tun?
Infizierte Salamander können gerettet werden, wenn sie 10 Tage in einem 25 °C warmem Terrarium verbringen. Der Pilz stirbt bei diesen hohen Temperaturen ab. Allerdings ist das Zeitfenster für die Evakuierung recht klein. Daher muss für jedes Tier das klinische Stadium der Krankheit festgestellt werden, um abzuschätzen, ob eine Rettung möglich ist. Außerdem müssen die Salamander danach in eine pilzfreie Umgebung gesetzt werden, sonst können sie erneut erkranken.
Da die Heilung aller erkrankten Salamander nicht möglich ist, müssen die äußeren Bedingungen verändert werden. Mit Chemikalien gegen die Ausbreitung des Pilzes vorzugehen, ist zwar möglich, aber damit würde man auch andere, nützliche Pilze eliminieren, und die Folgen sind nicht absehbar. Besser ist es, die restlichen Lebensbedingungen für Amphibien wieder zu verbessern. Stress, Umweltverschmutzung und das Klima machen ihnen auf der ganzen Welt zu schaffen. Viele Kröten und Molche kommen mit einem Pilz noch zurecht, können aber bei erhöhtem Infektionsdruck durch mehrere Erreger – wie den beiden Chytridpilzen – nicht mehr standhalten.
Die Pilze nicht weiterverbreiten!
Da die Pilze sehr leicht übertragen werden und auch bei Trockenheit nicht absterben, ist es wichtig, dass man sie nicht weiterträgt, wenn man in einem Gebiet unterwegs war, indem sie sich unter Umständen befinden. Daher sollte man im Wald Hunde anleinen, auf den Wegen bleiben und die Profile der Schuhe und eventuell Hundepfoten nach dem Spaziergang noch an Ort und Stelle von anhaftender Erde befreien. Wichtige Hygienehinweise gibt es hier von der Biostation Düren.
Tote oder kranke Tiere melden
Nordrhein-Westfalen
Falls man kranke Molche oder Feuersalamander findet, die auffällige Hautveränderungen aufweisen, sollte man diese nicht anfassen, sondern in der Umgebung des Tieres fotografieren und schnellstmöglich an die Biostation Düren melden.
Findet man tote Tiere, dann kannn man sie in Nordrhein-Westfalen, falls die Möglichkeit besteht, mitnehmen, bei 2 bis 4 °C kühlen und schnellstmöglich an die Biostation Düren übergeben. Ansonsten sollte man Fotos vom toten Tier und den erkennbaren Hautveränderungen machen und sie per E-Mail einsenden.
Hessen
In Hessen gibt es ein Artenschutzprojekt, das gemeinsam von der HLNUG, der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen e. V. (AGAR) und dem Institut für Biologiedidaktik der Justus-Liebig-Universität Gießen gestartet wurde.
Angeschlossen ist ein Meldenetz, über das sich interessierte Bürger/innen an den wissenschaftlichen Projekten zur Erforschung der Salamander beteiligen können.
Meldebogen
Der Meldebogen für Feuersalamander ist dort auf dieser Seite aufzurufen.